Podiumsdiskussion „Dynamisches Zukunftsduo: Kommunen und Wirtschaft“

Dr. Christiane Heunisch-Grotz vertrat auf dem Bayerischen Landkreistag in Bad Windsheim die Stimme der Wirtschaft
Bad Windsheim, 07. Mai 2025. Neben der geschäftsführenden Gesellschafterin der Gießerei Heunisch begrüßte der Moderator Julian von Löwis vom Bayerischen Rundfunk den stellvertretenden bayerischen Ministerpräsidenten und Staatsminister für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, Hubert Aiwanger, den Landtagsabgeordneten und Vorsitzenden der SPD-Fraktion im Bayerischen Landtag, Holger Grießhammer, sowie den Landrat des Landkreises Fürstenfeldbruck und Präsident des Bayerischen Landkreistags, Thomas Karmasin auf dem Podium.
Der Themenkomplex hatte es in sich: Globale Krisen, digitaler Wandel und Energiewende stellen Bayerns Kommunen und Unternehmen vor wachsende Herausforderungen und erfordern strukturelle Anpassungen. Unternehmen müssen sich in wettbewerbsintensiven Märkten behaupten, die Transformation vorantreiben und Nachhaltigkeit umsetzen. Fachkräftemangel, eine überbordende Bürokratiebelastung sowie strenge Umweltauflagen verlangen nach enger Kooperation und kreativen Lösungen zwischen Wirtschaft und Kommunen. Als Quintessenz der einstündigen Debatte kristallisierten sich drei zentrale Forderungen heraus: Erstens müsse der zeitliche und finanzielle Aufwand für Anträge und Berichtspflichten deutlich gesenkt werden. Zweitens bräuchten Landratsämter und Kommunalpolitik die gesamtgesellschaftliche und mediale Unterstützung für pragmatische Entscheidungen jenseits starrer regulatorischer Vorgaben und drittens müssten die Kommunen mit deutlich mehr Geld ausgestattet werden, um ihre Aufgaben wahrnehmen zu können.
„Wir sind Unternehmer, keine Unterlasser!“, machte Heunisch-Grotz klar. Heunisch habe als erste Gießerei in Deutschland einen Nachhaltigkeitsbericht erstellt und eine eigene Deponie errichtet. Man sei mutig und blicke nach vorne. „Aber wir hoffen auch, dass in Deutschland endlich erkannt wird, wie wichtig die wertschöpfende Industrie ist, um das Geld für die Finanzierung der Sozialsysteme zu erwirtschaften“, betont sie nachdrücklich. Soziale Sicherung und Umweltschutz seien wichtig, aber man habe verschiedentlich das Maß verloren.
Die Heunisch-Chefin schilderte einige Beispiele für die „Wahnsinns-Bürokratie“, mit der sich ihr Unternehmen seit vielen Jahren auseinandersetzen müsse. Gutachten im sechsstelligen Bereich, Berichtspflichten gegenüber Kunden, viel zu lange Genehmigungsprozesse, Diskussionen über die artgerechte Umsiedlung von Zauneidechsen, fehlende Koordination innerhalb und zwischen den Behörden – all das koste Geld, von den hohen Energie- und Arbeitskosten ganz zu schweigen. Man fühle sich von der Politik nicht immer ernstgenommen. Sie warnte nachdrücklich: „Wir tragen das volle Risiko und die Verantwortung für 1200 Arbeitsplätze. Wir sehen die Kollegen fallen, der Guss wandert ab.“
Auf die Frage, was die bayerische Politik hier tun könne, antwortet Staatsminister Aiwanger, man versuche im Rahmen der Möglichkeiten zu unterstützen. Um die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu verbessern, müssten die Unternehmenssteuern gesenkt werden, kostentreibende Standards zum Beispiel im Bauwesen müssten reduziert werden und man brauche weniger Bundesbürokratie. Oft sei diese durch Vorgaben aus Brüssel bedingt, was die Handlungsspielräume der Kommunen und Landratsämter stark einschränke. Viele Landräte hätten Angst vor Dienstaufsichtsbeschwerden oder würden medial vorgeführt. „Es traut sich keiner mehr was!“ – Für ihn sei das ein gesamtgesellschaftliches Thema.
Die Frage, ob man die Umweltstandards herabsetzen müsste, sei nicht so einfach zu beantworten, führte Grießhammer aus. Man müsse eine gesunde Mitte finden und die Politik müsse den Rahmen vorgeben, um dem Kommunen mehr Entscheidungsgewalt zu geben. Er sei selbst Handwerker und habe daher Einblicke aus der Praxis. Dass immer zuerst ein Schuldiger gesucht würde, sei ein gesellschaftliches Problem, da stimme er zu. Man müsse aber jetzt positiv in die Zukunft blicken. Es sei zum Beispiel wichtig, zügig den Industriestrompreis zu senken. Aber auch die Energiewende müsse schneller vorangetrieben werden und die Kommunen bräuchten mehr Geld auch aus dem Sondervermögen.
Karmasin ergänzte die Sicht der Kommunen. Es müsse immer alles gerichtsfest sein. Er wünsche sich eine seriöse, wertungsfreie Diskussion darüber, wo der Mensch stehe und wo die Umwelt. Man brauche die Bereitschaft, auf Dinge zu verzichten und an einem Strang zu ziehen, auch beim Thema Digitalisierung. Er sei da guter Dinge. Er wies allerdings auch darauf hin, dass die Landkreise und Kommunen oft die Leute gar nicht mehr fänden, um die teilweise überbordenden Angebote im sozialen Bereich zu ermöglichen. Schon aus diesem Grund müssten die Ansprüche zurückgeschraubt werden. Der Fürstenfeldbrucker Landrat prägte auch das Schlusswort der Diskussion: „Wer die Kommunen stärkt, gibt ihnen die Möglichkeit, die Wirtschaft zu stärken!“